Thomas Betz
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Thomas Betz ist Geschäftsführer der Spedition Willi Betz und Sohn des gleichnamigen Geschäftsgründers.
- Aufbau
Geboren wurde Thomas Betz im Jahr 1959. Der Sohn des Speditionsunternehmers Willi Betz wuchs im schwäbischen Reutlingen auf, wo der Vater eine Villa sowie Pferdestall und Reithalle für seine Frau besitzt. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Nach der Schule blieb Thomas Betz im Geschäft seines Vaters und übernahm den Betrieb im Jahr 1995. Willi Betz hatte seine Spedition nach dem zweiten Weltkrieg mit Hilfe eines ausrangierten Armeelastwagens aufgebaut. Er konnte die Firma in den 1950er Jahren unter anderem durch den Import von billigem Wein aus Frankreich und Italien sowie durch Expansion in den Nahen Osten in den 1960er Jahren rapide vergrößern.
- Marktführerschaft
Die Spedition Willi Betz entwickelte sich zum größten Fuhrunternehmen in Europa. Durch die Aufnahme von Geschäftskontakten in Bulgarien und die Kontakte zum dort ansässigen staatlichen Transportunternehmen Somat Ende der 1960er Jahre gelang es dem Vater von Thomas Betz, die Marktführerschaft auch im Nahostverkehr aufzubauen. Mit dem Einsatz billiger Fahrer aus Bulgarien auch auf westeuropäischen Routen konnte Betz in der Folgezeit Tariflöhne und Lenkzeitregelungen umgehen und die Konkurrenz ausstechen. In Reutlingen stiegen die Betzens zu einer reichen und angesehen Familie auf, doch für Speditionsunternehmer aus ganz Europa wurde der Name Betz zum roten Tuch.
- Ermittlungen
Nach einem Überfall in seiner Villa im Jahr 1995 zog sich Betz Senior aus der Geschäftsleitung zurück und überließ dem Sohn Thomas die Geschäftsleitung. Mit rund 7.500 Mitarbeitern und über 2.000 Lkw führte Thomas Betz den Branchenprimus in Deutschland und Europa. Doch der Einsatz der bulgarischen Fahrer hatte die Behörden auf den Konzern aufmerksam gemacht und es wurde bereits ermittelt. Bestechung und Sozialversicherungsbetrug lautete der Vorwurf. 2003 fand dann bei der Spedition Betz die bis dahin größte Firmenrazzia der Geschichte Deutschlands statt. Rund 600 Polizisten, Steuerfahnder und Staatsanwälte durchsuchten den Firmensitz zwölf Stunden lang und beschlagnahmten palettenweise Beweismaterial. Thomas Betz wurde verhaftet und kam in Untersuchungshaft.
- Urteil
Dort saß er zweieinhalb Jahre, arbeitete in Stammheim in der Gefängniswäscherei und zeigte sich kooperativ. Vor Gericht gestand er die Zahlung von Schmiergeldern in Osteuropa und übernahm die volle Verantwortung für das Geschehene. Er wurde zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von 2,16 Millionen Euro verurteilt. Das Urteil wurde zur Bewährung ausgesetzt. 2009, elf Monate nach Beendigung des Strafverfahrens, verlagerte Thomas Betz seinen Wohnsitz in die Schweiz, um dort eine neue Aktiengesellschaft zu gründen. In St. Gallen möchte der Spediteur in Zukunft die Aktivitäten der Unternehmensgruppe Willi Betz unter dem Namen Avelli AG leiten.