Stefan Heinig
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Stefan Heinig ist bekannt als Mitgründer des Textildiscounters Kik. Der 1962 geborene Heinig begann seine Karriere 1994, nachdem er gerade Kaufmann geworden war und sich beim Management des Handelsriesen Tengelmann mit einer Idee vorstellte, die es bis dahin in Deutschland so noch nicht gab.
- Aufbau eines Textildiscounters
Er sah den Erfolg, den Discounter wie Aldi und Lidl in der Lebensmittelbranche hatten, und erarbeitete ein Konzept um diese Billigangebotsidee auf die Textilbranche zu übertragen. Er konnte die Tengelmann-Verantwortlichen überzeugen und so entstand das Unternehmen Kik Textilien und Non-Food. Kurz darauf eröffnete in Dortmund der erste Kik-Markt. Kik steht dabei als Abkürzung für die Formulierung Kunde ist König. Bis heute hält Heinig 49 Prozent der Anteile, Tengelmann 51 Prozent. Zudem ist Heinig Vorsitzender der Geschäftsführung.
- Nummer eins in Deutschland
Inzwischen ist daraus ein großes Firmenimperium mit weit über einer Milliarde Euro Umsatz geworden. Rund 2.800 Filialen in Deutschland, Österreich, Ungarn, Slowenien, Tschechien und der Slowakei standen Ende 2009 auf der Habenseite. In der Bundesrepublik, wo sich die meisten Niederlassungen befinden, ist Kik damit zum Primus der Textil-Discount-Ketten geworden. Und der ehrgeizige Heinig hat als langfristiges Ziel neben der Erschließung neuer Märkte auch eine Filialanzahl von 5.000 ausgegeben.
- Hauptsache billig
Das ist das Prinzip hinter Kik. Und erreicht wird das durch eine effiziente Logistik. Am Stammsitz in Bönen in Nordrhein-Westfalen steht das einzige Lager, von dem aus sämtliche Filialen beliefert werden. Nicht nur Lagerkosten werden gespart, auch Zwischenhändler sind überflüssig. Durch die schiere Größe des Unternehmens und die daraus resultierenden Absatzmengen hat Kik im Einkauf mehr Möglichkeiten als die meisten Konkurrenten die Preise zu drücken. Außerdem werden sehr kleine Gewinnmargen kalkuliert. Das ganze rechnet sich nur über die Masse.
- Mitarbeiter
Wie bei vielen Discountern schlägt sich aber die knappe Kalkulation auch in der Bezahlung der Mitarbeiter nieder, die oftmals kaum zum Leben ausreicht. Zynisch ließe sich sagen, dass Kik sich damit auch noch eine Gruppe von prädestinierten Kunden heranzieht, denn mit einem Gehalt weit unterhalb der Mindestlohnforderungen ist Einkaufen auch nur beim Discounter möglich. Zu den Löhnen der Beschäftigten bei Kik gab es mehrere Prozesse. 2008 mahnte das Arbeitsgericht Dortmund eine Anhebung des Nettostundenlohnes zweier Mitarbeiterinnen an, die bis dato 5,20 die Stunde bekamen. Das Landesarbeitsgericht Hamm musste sich in Folge dessen mit der Frage auseinandersetzen, ob bei Kik sittenwidrige Löhne gezahlt würden. Es bejahte diese Frage im März 2009 schließlich und verurteilte das Unternehmen zu Nachzahlungen.
- Weitere Kritik
Die Ausstattung der Filialen ist für die dort arbeitenden Menschen nicht unbedingt angenehm. Klimaanlagen gibt es nicht. Darüber hinaus berichten verschiedene Medien übereinstimmend von unbehaglichen Aufenthaltsräumen, schlechten Arbeitsbedingungen, nicht bezahlten Überstunden und rechtswidrigen Gängelungen wie regelmäßigen Taschenkontrollen nach Dienstschluss. Des Weiteren hat im Mai 2009 die nordrhein-westfälische Datenschutzbeauftragte Anzeige gegen das Unternehmen erstattet, weil es bei der Auskunftei Creditreform Bonitätsanfragen über seine Mitarbeiter gestellt und damit möglicherweise gegen das Bundesdatenschutzgesetz verstoßen habe. Von 49.000 Auskünften in eineinhalb Jahren ist die Rede. Auch hier müssen die Gerichte entscheiden.
- Zulieferer
Kik bezieht seine Waren aus den Billiglohnländern in Südostasien wie Bangladesch. Damit die Arbeiter dort nicht ausgebeutet werden, verordnete sich Kik Ende 2006 einen Code of Conduct, um Dinge wie gesundheitliche Unbedenklichkeit, einen Mindestlohn und das Verbot von Kinderarbeit zu garantieren. Kritiker, wie zum Beispiel von der CCC, der Kampagne für saubere Kleidung, werfen Heinig vor, dass Kik von Missbräuchen wüsste, diese aber nicht öffentlich macht. Und wenn Missstände doch öffentlich würden, inszeniert das Unternehmen billige, aber medienwirksame Hilfsaktionen.
Kik hat außerdem wiederholt Probleme mit Verstößen gegen das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittel-Gesetz gehabt, weil den gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich gesundheitlicher Standards nicht entsprechende Waren verkauft wurden. Solche Verstöße gab es 2005 bis 2009 mehrfach. Ein Strafprozess konnte im April 2009 gegen Zahlung von 35.000 Euro und der Versicherung, dass Kunden nicht zu Schaden gekommen seien, abgewendet werden.
- Sonstiges
Stefan Heinig ist extrem öffentlichkeitsscheu und gibt deshalb kaum Interviews. Aus seinem Privatleben ist wenig bekannt. Anfang 2009 ließ er sich beim Fußballbundesligaverein Fortuna Düsseldorf für drei Jahre zum Aufsichtsratsmitglied wählen. Das passt zum Engagement seines Unternehmens, das seit 2004 wiederholt als Hauptsponsor von Bundesligaclubs auftrat. Das tat es bei Arminia Bielefeld, Werder Bremen, Hansa Rostock und beim VfL Bochum. Darüber hinaus engagierte es sich auch bei der Handball Nationalmannschaft während der WM 2008. Generell steht Kik in den letzten Jahren für groß angelegte Werbekampagnen mit bekannten Einzelpersonen. 2009 wurden Verträge mit Verona Pooth und der Rocksängerin Selina Shirin Müller abgeschlossen, die vor allem die Zielgruppe der Jugendlichen ansprechen soll.