René Obermann
aus Koeln
René Obermann ist in der deutschen Öffentlichkeit zum einen als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom vertreten. Ein Posten, den er seit November 2006 innehat. Zum anderen stand er längere Zeit durch seine Beziehung zur Fernsehmoderatorin Maybrit Illner in den Schlagzeilen. Damit war und ist er sowohl in den Wirtschaftsnachrichten als auch in der Boulevardpresse regelmäßig vertreten und gehört sicherlich zu den bekanntesten Managern eines großen deutschen Konzerns.
- Ein Leben für die Telekommunikation
Schon in jungen Jahren orientiert sich Obermann in Richtung der Branche, in der er später zu höchsten Weihen aufsteigt. Er erblickt im März 1963 in Düsseldorf das Licht der Welt und wächst am Niederrhein auf, wo er 1982 in Krefeld auch das Abitur macht. Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr zieht es ihn 1984 in den Süden Deutschlands. In München absolviert er eine Ausbildung zum Industriekaufmann, kehrt aber schon zwei Jahre später nach Nordrhein-Westfalen zurück und beginnt ein VWL-Studium in Münster. Parallel dazu gründet er mit Andreas Gerdes die Handelsfirma ABC Rufsysteme. Die heißt bald ABC Telekom und vermarktet Telekommunikationsanlagen und Mobiltelefone so erfolgreich, dass Obermann sein Studium nach zwei Semestern abbricht. Es geht steil nach oben für das Unternehmen. So steil, dass es die Aufmerksamkeit des Mischkonzern Hutchison Whampoa aus Hongkong auf sich zieht. Die Asiaten steigen 1991 bei ABC ein. Obermann wird geschäftsführender Gesellschafter. 1994 übernimmt er sogar den Vorsitz der Geschäftsführung. Dann lockt die Telekom. 1998 veräußert er seine Anteile an Hutchison und wechselt zum größten deutschen Telekommunikationsunternehmen.
- Weltkonzern statt ABC
Dort übernimmt er den Geschäftsführerposten Vertrieb bei T-Mobile Deutschland. Und bekleidet bald noch einige weitere Jobs. Im April 2000 wird er Vorsitzender der Geschäftsführung bei T-Mobile Deutschland und betritt 2001 auch internationales Parkett, da er bei T-Mobile International zum Vorstand European Operations and Group Synergies aufrückt. Nur ein Jahr später steigert er sich nochmals und wird dort sogar Vorstandschef. Diesen Posten behält er bis 2006 und ist maßgeblich an der Einführung der Marke Telekom in elf Länder beteiligt. Allerdings verlässt er T-Mobile Deutschland schon 2002 und nimmt ein Angebot beim Mutterkonzern, der Deutschen Telekom, als Mitglied des Vorstands mit dem Verantwortungsbereich Mobilfunk an. Vorgänger auf den beiden letzten Positionen ist Kai-Uwe Ricke, der 2002 zum Boss der Deutschen Telekom aufsteigt. Mit dem nur zwei Jahre jüngeren Obermann verbindet ihn ein freundschaftliches Verhältnis. Beide kennen sich schon seit Mitte der Neunziger. Intern wird auch davon gesprochen, dass Ricke Obermann protegiert. Als die Deutsche Telekom in zunehmend schwere Fahrwasser gerät ? Umstrukturierungen gehen schleppend voran, Massenentlassungen werden angekündigt und der Aktienkurs befindet sich im Keller ? beschließt deren größter Aktionär, die Bundesrepublik Deutschland, Anfang 2006, sich von 4,5 Prozent seiner Aktien zu trennen. Die kauft der US-Finanzinvestor Blackstone, der dann maßgeblich daran mitwirkt, dass Rickes Zeit als Vorstandsboss abläuft. Im November nimmt der dann seinen Hut und hinterlässt seinen Sessel mal wieder René Obermann.
- Chef
Nun also ganz oben in der Hierarchie. Chef eines international agierenden Konzerns, den die Monopolkommission 2006 hinsichtlich der Wertschöpfung, der Sachanlagen, des Cashflows und des Umsatzes als größtes Unternehmen in Deutschland bezeichnete. Im Prinzip setzte Obermann den Kurs Rickes fort, musste sich aber nicht mehr wie dieser mit ständigem Querfeuer von Blackstone auseinandersetzen. Obermann ist knallhart bei der Ausführung eines Sanierungsplanes für das schwächelnde Unternehmen. Seinen seit Ende der Achtziger kursierenden Spitznamen Bulldozer und Dobermann, die nicht auf sein früheres Hobby, das Eishockeyspielen zurückgehen, macht er alle Ehre. 2007 werden mehr als 50.000 Beschäftigte ausgegliedert und arbeiten nun für die Tochterfirma T-Services. Der Konzern spart Geld, die Mitarbeiter verdienen weniger. Er führt im selben Jahr die Billigmarke Congster, heute Congstar, ein. 2008 bekommt er zum ersten Mal richtig heftig Gegenwind aus einer externen Richtung. Die Staatsanwaltschaft hat gegen acht hohe Manager der Deutschen Telekom Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bespitzelung von Journalisten und Betriebsräten aufgenommen. Zudem unterläuft ihr ein riesiger Fauxpas. Etwa dreißig Millionen Kundendaten der Mobilfunktochter T-Mobile geraten in falsche Hände. Ein immenser Imageverlust für die Telekom. Aber Obermann nimmt diese Krisen gewohnt durchsetzungsstark und steuert den Konzern zielstrebig weiter auf seinem Umbau-Kurs. 2010 geht die Telekom Deutschland GmbH als Ersatz für T-Mobile Deutschland und die Schwester T-Home an den Start. Sie bietet nun die Kernprodukte rund um Mobilfunk, Festnetz und Internet inklusive Fernsehen aus einer Hand an. Schon Ende 2010, knapp ein Jahr vor Auslaufen seines Vertrages bietet ihm der Konzern eine Verlängerung an. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates Ulrich Lehner bezeichnet ihn als den richtigen Mann für eine erfolgreiche Zukunft. Da kann ihm auch eine Bestechungsaffäre bei MakTel und Magyar Telekom, der mazedonischen und der ungarischen Tochtergesellschaft, nichts mehr anhaben. Konkret ging es um den Vorwurf, dass Magyar sich durch Schmiergeldzahlungen in den Jahren 2005 und 2006 Vorteile in Mazedonien und Montenegro verschafft haben soll. Das von der US-Börsenaufsicht SEC losgetretene Verfahren wurde 2011 letztlich gegen die Zahlung von neunzig Millionen Dollar seitens Magyar und 4,4 Millionen Dollar seitens der Deutschen Telekom eingestellt.
- etabliert trotz Schwierigkeiten
Trotz der ganzen Umstrukturierungen hat die Telekom aber nach wie vor mit schwankenden Umsatzzahlen zu kämpfen. Obermann sieht ein Problem dafür in einem zunehmend gesättigten Markt. Die Zahl der Mobilfunkkunden stagniert und jeder zweite Festnetzanschluss ist mit Breitband ausgestattet. Demnach lassen sich größere Zugewinne nur noch in einigen Bereichen realisieren. Zum Beispiel bei mobilen Onlinezugängen und Fernsehen übers Internet. Zudem fehlen der Telekom die finanziellen Mittel um größere Zukäufe tätigen zu können. Ein Grund dafür ist der geplatzte Deal mit dem amerikanischen Konzern AT&T, der für 39 Milliarden US-Dollar die Telekom-Tochter T-Mobile USA will. Im März 2011 scheint das Geschäft perfekt. Obermann plant bereits einen massiven Schuldenabbau mit dem frischen Kapital. Dann aber machen die US-Aufsichtsbehörden ihm einen fetten Strich durch die Rechnung, weil sie die Fusion zwischen AT&T und T-Mobile USA ablehnen woraufhin das Angebot zurückgezogen wird. Eine Schmach für Obermann, den Kapitalisten aus dem Bilderbuch, als den ihn die Wirtschaftswoche Ende der Achtziger bezeichnete und woher sich wohl auch der Spitzname Bulldozer ableitet. Trotz solcher Rückschläge sitzt er aber fest im Sattel, wobei ihm sicher auch sein geschmeidiges Auftreten gegenüber der Politik hilft. Denn nach wie vor kann er sich mit der Bundesrepublik Deutschland keine schwerwiegenden Streitigkeiten erlauben wenn er sich nicht selbst schwächen will. Gleichwohl ist die Telekom immer noch das größte europäische Telekommunikationsunternehmen. Und Obermann ist seit Anfang 2012 auch noch für den Bereich Produkte und Innovationen verantwortlich. Darüber hinaus ist er seit März 2007 Vizepräsident des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien, kurz BITKOM. Außerdem sitzt er seit Mai 2011 im Aufsichtsrat des Energieriesen E.ON und wurde im selben Jahr in den Senat der Fraunhofer-Gesellschaft gewählt.
- Der Telefonmann und die Moderatorin
In die Schlagzeilen außerhalb der Wirtschaftsseiten der Zeitungen gerät Obermann 2007, als er sich zunächst nach fünfzehn Ehejahren von seiner Frau Christine trennt, mit der er zwei Töchter hat. Und dann auch noch bekannt wird, dass er und die ZDF-Moderatorin Maybrit Illner ein Paar sind. Auch Illner hat sich seinetwegen von ihrem Ehemann getrennt. Für reichlich Stoff für die Boulevardpresse ist also gesorgt. Zumal schnell über die Haltbarkeit einer Beziehung spekuliert wird, die von zwei so vielbeschäftigten Menschen mit unterschiedlichen Lebensmittelpunkten geführt wird. Doch es funktioniert. Mit ihrer Hochzeit im August 2010 nehmen sie den kritischen Stimmen die Munition und rücken zudem auch aus dem engeren Fokus der Yellow Press. Genau ein Jahr später, im August 2011 ist Obermann jedoch wieder in den Schlagzeilen außerhalb seines Arbeitsbereiches. Allerdings haben sie durchaus mit seiner Position zu tun. Denn in seiner Eigenschaft als Telekom-Chef wird ihm die zweifelhafte Ehre zuteil, vom Verein Deutsche Sprache zum Sprachpanscher des Jahres gekürt zu werden. Grund sind die vielen englischen Ausdrücke im Angebot der Telekom, die viele Kunden verärgere. Tarife heißen eben nicht mehr Mondschein oder Wochenend, sondern Call & Surf oder Business Flat Premium.