Martin Blessing
aus
Martin Blessing ist ein deutscher Manager, der aktuell als Vorstandsvorsitzender der Commerzbank arbeitet. Er erblickte als Spross einer seit Generationen in Deutschland zur absoluten Elite zählenden Bankiersfamilie im Juli 1963 in Bremen das Licht der Welt.
- Familientradition
Sein Großvater Karl Blessing gehörte zu den bekanntesten Bankmanagern und stand von 1958 bis 1969 an der Spitze der deutschen Bundesbank. Vor dem Krieg arbeitete er als Assistent von Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht. Auch Martins Vater Werner schlug einen ähnlichen Karriereweg ein und schaffte es in den 1980ern bis in den Vorstand der Deutschen Bank. Und passend dazu heiratete der junge Martin auch noch Dorothee Wieandt, die ebenfalls aus einer Bankendynastie stammt und selbst Partnerin bei der Investmentbank Goldman Sachs ist. Ihr Vater Paul war Vorstandschef der BfG, der Bank für Gemeinwirtschaft. Ihr älterer Bruder Axel heuerte 2008 als Vorstandsvorsitzender der angeschlagenen Hypo Real Estate an, nachdem er bereits erfolgreich für die Konzernstrategie der Deutschen Bank zuständig war. Von diesem Job trat er im März 2010 zurück. Der jüngere Bruder Carl verdiente sich seine ersten Meriten als Partner bei McKinsey.
- Ausbildung und Karriere
McKinsey diente auch Martin Blessing als Sprungbrett für seine Karriere. Von 1989 bis 1996 war er bei der renommierten Unternehmensberatung beschäftigt, die letzten beiden Jahre davon als gewählter Partner. Vorher absolvierte er seine Ausbildung im Schnelldurchgang. Erst das vorgezogene Abitur an einem katholischen Jungengymnasium in Königstein im Taunus, dann Bundeswehr. 1984 schließt er seine Lehre als Bankkaufmann bei der Dresdner Bank ab und studiert im Anschluss drei Jahre lang erfolgreich Betriebswirtschaftslehre in Frankfurt und St. Gallen. Dabei lernt er auch seine spätere Frau kennen. Seinen Master of Business Administration macht er schon ein Jahr später in Chicago. Dann kommt McKinsey.
- Jung und erfolgreich
Dort ereilt ihn der Ruf der Dresdner Bank, zu der er 1997 als einer der Leiter des Geschäftsbereichs Private Kunden zurückkehrt. Er bewährt sich so gut, dass er bereits drei Jahre darauf zum Vorstandssprecher der Advance Bank in München ernannt wird, die als Direktbank seit 1998 zum Dresdner Bank-Konzern gehört, ihre Tätigkeiten jedoch 2003 einstellen muss. Und wiederum nur ein Jahr später folgt das erste wegweisende Treffen mit dem damaligen Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller, ausgerechnet am 11. September 2001. Während der Einsturz der Twin Towers das Weltgeschehen maßgeblich verändert, erfährt auch Blessings Karriere seit diesem Tag eine neue, allerdings positive Wendung.
- Müller als Förderer
Denn Müller ist seit dem ersten Treffen überzeugt von Blessings Qualitäten. Deshalb holt er ihn auch schon im November desselben Jahres in den Vorstand der Commerzbank. Blessings Zuständigkeitsbereich wird wie schon bei der Dresdner Bank das Privatkundengeschäft. Die nächsten drei Jahre verbringt er damit, dieses Geschäftsfelds äußerst vorteilhaft umzustrukturieren. Ab 2004 überantwortet Müller ihm den Aufbau der Mittelstandsbank. Die macht Blessing zum renditestärksten Geschäftsbereich der Commerzbank. Spätestens damit hat er im gesamten Vorstandsumfeld seine Visitenkarte abgegeben und sich für höchste Aufgaben empfohlen. Darüber hinaus ist er innerhalb des Vorstands für die Sparten Informationstechnologie und Transaction Banking verantwortlich. Als Müller 2007 vom Vorstand in den Aufsichtsrat wechseln will, ist die Zeit für Blessing reif.
- Chef der Commerzbank
Im November 2007 beschließt der Aufsichtsrat der Commerzbank, den gerade mal 44-jährigen Blessing mit Wirkung zum Mai 2008 zum Sprecher des Vorstands zu machen. Müller sieht darin eine ausgezeichnete Wahl und verspricht sich unter Blessings Führung ein Fortschreiten der strategischen Neuausrichtung der Bank, die eben durch Blessings bisheriges Wirken maßgeblich geprägt wurde. ?Neuen Wind und neue Konzepte? erwartet der Mentor von seinem Nachfolger, der ab Mai 2009 auch noch Vorsitzender des Vorstands wird. Blessing steht damit der deutschen Nummer Zwei im Bankensektor vor und meldet schon im Sommer 2008 vollmundig Ansprüche auf die Marktführerschaft in der Bundesrepublik an. Dafür kommt die Dresdner Bank gerade recht, die von ihrer Muttergesellschaft, der Allianz-Versicherung, zum Verkauf angeboten wird.
- Dresdner Bank
Nach monatelangen Verhandlungen wird im August 2008 ein folgenschwerer Deal eingetütet, der eine schrittweise Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank vorsieht. Die Allianz soll dafür an der Commerzbank Beteiligungen erhalten. Aber das Geschäft läuft nicht wie erwartet. Die allgemeine Finanzkrise kommt dazwischen. Außerdem haben Blessing und seine Vorstandskollegen offensichtlich die faulen Eier im Keller der Dresdner Bank unterschätzt. Deshalb wird der Vertrag schon im November 2008 nachgebessert, wobei der Kaufpreis auf rund 5,5, Milliarden Euro sinkt. Aber auch damit hat sich die Commerzbank übernommen. Ende des Jahres greift sie daher auf Gelder aus dem staatlichen Sonderfonds, kurz SoFFin, zu. Insgesamt erhält sie bis Anfang 2010 etwa achtzehn Milliarden Euro vom deutschen Staat, der im Gegenzug über die KfW Bankengruppe 25 Prozent der Anteile am leckgeschlagenen Bankenriesen bekommt. Diese Teilverstaatlichung, einhergehend mit dem massiven Arbeitsplatzabbau auf Grund der Fusion, ist für Blessing nach einem Erfolgsleben auf der Überholspur die erste große Niederlage. Daran, ob er diese langfristig ausmerzen und damit auch zeigen kann, dass diese Fusion richtig und alternativlos war, wird er in der Zukunft gemessen werden.
- Sonstiges
Blessing und seine Frau Dorothee haben drei Töchter. Obwohl der Posten bei der Commerzbank eigentlich ein rund-um-die-Uhr Job ist, versucht Blessing seinen Kindern Zeit einzuräumen und erlaubt deshalb zum Beispiel auch schon mal Anrufe während einer Sitzung wenn eines der Kinder der väterlichen Zuwendung oder Hilfe bedarf. Das passt zu der Beschreibung als völlig unprätentiös, locker und kommunikativ, die seine Freunde von ihm abgeben. Auf der anderen Seite ist er aber extrem zielstrebig und ehrgeizig. Zwei Eigenschaften, ohne die eine derartige Karriere wohl auch kaum denkbar ist. Blessing saß und sitzt neben seiner Tätigkeit bei der Commerzbank auch in den Aufsichtsräten bei ThyssenKrupp Services, AMB Generali und bei den Heidelberger Druckmaschinen.