Karl-Heinz Wildmoser
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Karl-Heinz Wildmoser war ein Münchener Großgastronom, der deutschlandweit Bekanntheit als Präsident des Fußballclubs TSV 1860 München erlangt hat. Er wurde im Mai 1939 in München-Pasing geboren und blieb der bayerischen Landeshauptstadt bis zu seinem Tod 2010 treu. Er wuchs mit vier Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf.
- Gastronomie
Schon früh entdeckte der junge Wildmoser seine Leidenschaft für das gastronomische Gewerbe. Er begann als Schankkellner in Münchener Kneipen und arbeitete sich stetig weiter nach oben. Kluge Investitionen eröffneten ihm bald neue Möglichkeiten und so vollzog sich sein rasanter Aufstieg zum Münchner Großgastronom. Allerdings blieb diese Seite des findigen Menschen Wildmoser in der öffentlichen Wahrnehmung immer im Hintergrund, obwohl er mehrere große Lokalitäten über viele Jahre geführt hat. Das lag und liegt an seiner Rolle, die er im deutschen Fußball gespielt hat.
- Präsident des TSV 1860 München
Denn seine zweite Leidenschaft war der TSV 1860 München. Die Sechzger oder die Löwen, wie der traditionsreiche Verein landläufig genannt wird, wurden durch ihn wie durch keinen anderen geprägt. Und wie immer in seinem Leben machte er sich dabei durch seine kontroverse Art nicht nur Freunde. Wildmoser polarisiert. Und das liebt er. Seinen Verdiensten um den Verein steht eine Reihe von Vorwürfen, insbesondere aus Fankreisen, gegenüber. Und auf beiden Seiten ist die Liste lang. Er übernahm das Präsidentenamt bei den Löwen im Frühjahr 1992, als die sportliche und wirtschaftliche Situation einfach nur deprimierend waren. Hohe Schulden drückten und die Mannschaft spielte in der Bayernliga, der damals dritthöchsten deutschen Spielklasse. Wildmoser holte als Trainer Werner Lorant, mit dem er in den darauf folgenden Jahren von Erfolg zu Erfolg eilte. Zwei Aufstiege hintereinander brachten den Löwen 1994 die ersehnte Rückkehr in die erste Liga. Dort etablierte sich der Verein und schaffte sogar die Teilnahme am UEFA-Cup.
- Olympiastadion
Auch der Schuldenberg wurde drastisch reduziert. Damit einher gingen aber einige höchst unpopuläre Maßnahmen, deren einschneidendste der Umzug aus dem alten Grünwalder Stadion in das von den meisten Fans ungeliebte Münchener Olympiastadion war, das über ein deutlich größeres Fassungsvermögen verfügt. Trotz lang anhaltender Proteste plante Wildmoser sogar mit dem Stadtrivalen FC Bayern München den Ausbau des Olympiastadions. Auf sportlicher Ebene entließ Wildmoser im Oktober 2001 nach einer sportlichen Durststrecke Werner Lorant. Nach dessen diversen Streitereien mit Mannschaft und Fans sank sein Beliebtheitsgrad. Im Anschluss konnte aber über Jahre kein Trainer mehr überzeugen.
- Allianz Arena
Nachdem der Ausbau des Olympiastadions vom Tisch war, wurden Pläne für eine neue, reine Fußballarena für beide Vereine ausgearbeitet. Wildmoser und sein Sohn Karl-Heinz Wildmoser junior waren daran maßgeblich beteiligt. Die Sympathiewerte des Präsidenten rutschten damit bei den Fans in den Keller. Zudem erhielt er einen herben Dämpfer, als er wegen Steuerhinterziehung angeklagt und für schuldig befunden wurde, weshalb er 27.000 Euro Geldstrafe zahlen musste. Auslöser waren verdeckte Gehaltszahlungen an Spieler von 1860. Das war aber erst der Auftakt zu zwei turbulenten Jahren, die in Wildmosers Rücktritt als Präsident der Sechzger im März 2004 gipfelten, weshalb er das erste Heimspiel seines Vereins im neuen Stadion 2005 nicht mehr als Präsident erleben durfte.
Der Schuldenberg des Vereins ist als Folge des Umzugs in die Allianz Arena so hoch wie nie zuvor. 2009 wurde 1860 vom FC Bayern verklagt, weil die Löwen ausstehende Zahlungen im Catering-Bereich nicht mehr leisten konnten und die Mietzahlungen eigenmächtig gekürzt hatten.
- Vater und Sohn
Wildmosers Sohn nahm eine zunehmend wichtigere Rolle für den Verein TSV 1860 ein, weil er vom Vater nicht nur zum Geschäftsführer ernannt wurde, sondern auch weil er von Löwen-Seite als Co-Geschäftsführer der Allianz Arena Stadion GmbH federführend beim Stadionbau war. Dabei konnte er offensichtlich der Versuchung nicht widerstehen, ein stattliches Schmiergeld von 2,8 Millionen Euro anzunehmen um im Gegenzug den Bauauftrag an die österreichische Firma Alpine zu vergeben. Die Justiz bekam davon jedoch Wind und verhaftete ihn und seinen Vater im März 2004 wegen des Verdachts auf Untreue und Bestechlichkeit. Zwar wurde Wildmoser senior schon bald darauf gegen Kaution entlassen. Als Präsident war er aber nicht mehr zu halten. Obwohl er einen Tag vorher einen Rücktritt ausschloss, nahm er dann nach einer Präsidiumssitzung am 15. März 2004 seinen Hut. Während der Senior vor Gericht von seinem Sohn entlastet und daraufhin freigesprochen wurde, sahen die Richter den Junior als schuldig an und verurteilten ihn zu viereinhalb Jahren Gefängnis.
- Ehrenamt
Wildmoser bekam im Mai 2001 aus den Händen des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber das Bundesverdienstkreuz für sein außerordentliches Wirken für den Sport sowie für seine zahlreichen ehrenamtlichen Verdienste überreicht. Er engagierte sich als ehrenamtlicher Richter beim Arbeitsgericht München und beim Landesarbeitsgericht. Im sportlichen Bereich war er beim Deutschen Fußball Bund DFB in der Kommission Ehrenamt aktiv und gehörte dem Vorstand des Liga-Verbandes an, der sich für die Belange der 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga einsetzt und für diese spricht.
- Heute
Auch unter Wildmosers Nachfolger Karl Auer gingen die Skandale weiter und die Löwen stiegen im Frühjahr aus der Bundesliga ab. Der Verein fasste zudem den Beschluss, Wildmoser kein Amt mehr zu geben. Sicher auch als Antwort darauf sagte Wildmoser zu seinem siebzigsten Geburtstag im Mai 2009, dass er die zwölf Jahre als Präsident bei 1860 bereuen und das Ganze nicht noch einmal machen würde. Er kümmerte sich seitdem um seine drei Münchener Lokale, das Donisl am Marienplatz, den Gasthof Hinterbrühl und die Hühner- und Entenbraterei auf der Wiesn. Zu seinem Sohn hatte er keinen Kontakt mehr.