Hermann Joha
aus
Hermann Joha ist ein bekannter ehemaliger Stuntman, der inzwischen als Fernsehproduzent von sich reden macht. Er verfügt über eine eigene Produktionsfirma mit dem Namen Action Concept. Für seine teilweise äußerst waghalsigen Stunts erhielt er eine ganze Reihe von Ehrungen und Auszeichnungen.
- Vom Märchen zum Autoartisten
Geboren wird Hermann Joha im Februar 1960 in Lohr am Main, im Spessart zwischen Aschaffenburg und Würzburg gelegen. Das kleine Städtchen ist als möglicher Geburtsort von Schneewittchen auch heute noch wichtiger Bezugspunkt im Leben von Joha. Seine Familie ist eher konservativ geprägt. Der Vater Schlosser im eigenen kleinen Betrieb, wächst er mit zwei Brüdern auf. Nach eigener Aussage hat ihn die Kindheit in diesem beschaulichen Ort mit den nahen ausgedehnten Wäldern zu einer rasanten Kindheit mit jeder Menge Action animiert. Sein Aha-Erlebnis hat er mit vierzehn als er eine Show der englischen Autoartisten-Gruppe Hell Drivers besucht. Anschließend weiß er was er will. Folgerichtig sieht er bereits mit 17 Jahren seine Zukunft außerhalb von Unterfranken, verlässt sein Elternhaus und schließt sich den Hell Drivers an. Zunächst ist aber von Nervenkitzel nicht viel zu spüren. Joha darf lediglich Würstchen verkaufen, bevor er endlich sein Ziel erreicht. Ein Flug in einem Auto mit Überschlag läutet eine professionelle Karriere als Stuntman ein. Er begann vorher zwar auch eine Lehre als Speditionskaufmann, muss aber schnell einsehen, dass hier nicht seine Berufung liegt. Später lässt er sich zum Berufspilot für Helikopter ausbilden. Aber das Handwerk eines Stuntmans zeigen ihm vor allem seine Kollegen bei den Hell Drivers.
- Action ohne Ende
Der jüngste Crashman Europas, ohne Führerschein aber schon mit Erfahrung ausgestattet, macht sich schnell einen Namen. Er nimmt alle Arten von Jobs an, Hauptsache er kann im Auto seine Fähigkeiten zeigen während es kracht und raucht. Als die Hell Drivers für ihn ausgereizt sind, geht er nach Deutschland zurück. Und gründet 1982 in Düsseldorf das Stuntunternehmen Driving Unit. Damit wird er auch für die Fernsehproduzenten interessant. Und so erhält er bald seine ersten Aufträge. Er liefert Stunts für eine Reihe von ARD-Serien ab, für "Der 7. Sinn", das "Großstadtrevier" und für den "Tatort". Auch die vom ZDF ausgestrahlten "Eurocops" nehmen bald seine Dienste in Anspruch. Dem Klischee vom hemdsärmeligen Macho, der kurz vor Drehbeginn erscheint, sich cool in sein Auto setzt, sich ein paar Mal überschlägt und dann locker aussteigt um ein Bier trinken zu gehen, widerspricht Joha von Anfang an energisch. Er arbeitet seine Stunts akribisch aus und setzt sie gekonnt und routiniert um. Das findet Anerkennung. Bald ist er etabliert und ein bekanntes Gesicht bei den Serienmachern.
- Action Concept
Auf ein breiteres Fundament stellt er seine Aktivitäten 1992. Er ruft die Firma Action Concept in Hürth bei Köln ins Leben und baut sie in der Folge zu einer der größten Actionfilm-Produktionsfirmen in Europa aus. Die Grundlage dafür ist der unerwartete Erfolg des im DSF, einem Spartensender im Privatfernsehens, ab 1993 laufenden Magazins ?Stuntteam?, das Joha auch moderiert. Darüber hinaus arbeitet er auch an der RTL-Erfolgsserie "Alarm für Cobra 11" mit. Der Pilotfilm gehört zu den erfolgreichsten Serienstarts im Privatfernsehen. In der ersten Staffel war Action Concept lediglich für die Stunts zuständig. Inzwischen ist die Firma für die gesamte Produktion verantwortlich. Joha bekommt dadurch die Möglichkeit aus seinem überschaubaren Betrieb ein Unternehmen zu machen, das von der Drehbuchentwicklung bis zur fertigen Filmbearbeitung alles anbieten kann. Für die Arbeit an Cobra 11 erhält Joha 1996 den deutschen Fernsehpreis, den Goldenen Löwen. Als Mann, der das Risiko nicht scheut, produziert er 1996 "Der Clown" komplett selbst. Der zieht ein Millionenpublikum vor den Fernseher und beschert einen neuerlichen Erfolg. Nun kann Action Concept aus den Vollen schöpfen. Zahlreiche Aufträge folgen.
- Abschied von der Action
Obwohl Joha die Arbeit seiner Firma als pures Entertainment, actionlastig und effektvoll sieht, zieht er sich selbst Anfang des neuen Millenniums nach und nach von den Stunts zurück. Körperlich topfit überlässt er diesen Bereich Jüngeren. Ab und zu mal ein Helikopterflug über den Spessart ist für den nach wie vor ledigen Joha Action genug. Er kümmert sich stattdessen mit einem Stamm von festen Mitarbeitern um die Konzeptionierung. Unter der Bezeichnung Writers Room organisiert er beispielsweise Autorenseminare unter prominenter Leitung. Zumal er davon auch insofern profitiert, als das auch für seine Firma der eine oder die andere zum Schreiben von Drehbüchern gewonnen werden kann. Das ist auch von Vorteil, da Action Concept regelmäßig neue Formate und Ideen an den Start bringt. In jüngerer Zeit sind das zum Beispiel "Lasko", "112 - Sie retten dein Leben", "Fast Track" oder "Abgrund - eine Stadt stürzt ein". Alle eint - wie meist auch schon die Titel suggerieren - eine spannende Geschichte mit effektvoller Action gepaart. Cobra 11 läuft bis heute erfolgreich und gibt Joha damit natürlich auch eine gewisse unternehmerische Freiheit um auch neue Konzepte umzusetzen. Für die Qualität seiner Arbeit spricht der World Stunt Award, eine Art Oscar für Stuntmen, der in den USA jährlich für die beste Action in einem ausländischen Film verliehen wird und zwischen 2003 und 2009 fünfmal an Joha und sein Team geht. Im Jahr 2002 gönnt sich Joha in seiner Heimatstadt Lohr das Kloster Franziskushöhe, das er nach dem Kauf in ein Vier-Sterne-Hotel umbauen lässt.