Günter Herz
aus Hamburg
Günter Herz ist der älteste Sohn des Tchibo-Gründers Max Herz. Er erblickte im Juli 1940 das Licht der Welt. Ihm folgten noch vier Geschwister. Die drei Brüder Joachim, Michael und Wolfgang sowie als jüngstes Kind die Schwester Daniela. Mit dem frühen Tod des Vaters Max 1965 und seinem wenig eindeutigen Testament, das vielerlei Interpretationsspielraum und Möglichkeiten offen ließ, nahm eine von dauernden, oft in der Öffentlichkeit ausgetragenen Streitigkeiten geprägte Familiengeschichte ihren Lauf.
- Der Chef ist Günter
Zunächst einmal setzte Günter sich durch und übernahm die Chefrolle bei Tchibo, mit Michael als zweitem Mann. Sie sorgten dafür, dass aus dem Kaffeeröster ein weit verzweigter Mischkonzern mit einem großen bundesweiten Filialnetz wurde. Ihre spektakulärsten Mehrheitsübernahmen waren 1977 die von Beiersdorf und 1980 die von Reemtsma. Schwester Daniela hatte, genau wie die anderen Geschwister auch, einen Platz im Aufsichtsrat sowie Anteile am Unternehmen, und unterstützte den eingeschlagenen Kurs. Allerdings konnten sich die beiden Brüder Michael und Wolfgang mit ihrer Rolle nicht anfreunden. Daraus wurden ständige Streitereien, die einen ersten Höhepunkt 1989 fanden, als Günter schließlich Michael aus dem Vorstand drängte. Und Joachim war quasi der Außenseiter und gegen alle. Mutter Ingeburg versuchte mit meist bescheidenem Erfolg zu vermitteln.
- Der Chef ist Michael
Im darauf folgenden zweiten Akt des familieninternen Possenspiels schaffte es Michael, die Mehrheiten so auf seine Seite zu bringen, dass Günter Anfang 2001 dazu gebracht wurde, den Firmenvorsitz niederzulegen. Und nicht nur das. Er übernahm auch noch Günters Posten, womit die beiden dann einfach ihre Rollen getauscht hatten. Von der einen Seite aus allerdings nicht freiwillig. Michael ging jedoch noch weiter und verkaufte 2002 die Reemtsma-Anteile für fünf Milliarden Euro an den britischen Tabakkonzern Imperial. Das Geld nutzte er, um in Absprache mit seinen beiden anderen Brüdern Günter und Daniela im Sommer 2003 mit insgesamt vier Milliarden Euro aus dem Unternehmen herauszukaufen.
- Familienfrieden
Damit war eine unrühmliche Geschichte um das Tchibo-Erbe beziehungsweise um die Macht im Konzern zumindest für Günter und Daniela beendet. Die drei anderen Brüder bekriegten sich weiter mit Michael und Wolfgang auf der einen und Joachim auf der anderen Seite. Erst Joachims Unfalltod im Mai 2008 änderte das. Seine Geschwister und Mutter Ingeburg waren alle auf seiner Beerdigung und haben seitdem tatsächlich Frieden miteinander gehalten. Vielleicht auch, weil Michael mit Wolfgang als einer Art Schattenmann sein Ziel erreicht hat und Günter und Daniela keine Attacken mehr reiten.
- Mayfair
Aber auch vorher gab es für Günter und Daniela auch ohne die Familienfirma reichlich zu tun. Nach ihrem mehr oder weniger unfreiwilligen Ausstieg bei Tchibo riefen die beiden die Vermögensverwaltung Mayfair mit Sitz in Hamburg ins Leben. Und Günter konnte einmal mehr sein Gespür für gute Geschäfte unter Beweis stellen. 2005 beteiligte sich Mayfair mit rund 27 Prozent am renommierten Sportartikelhersteller Puma. Zudem stieg Günter Herz als Aufsichtsrat ein. Aber in Herzogenaurach gab es eine starke Opposition gegen ihn, die ihn zwei Jahre später zum Verkauf und damit auch Ausstieg bei Puma drängte. Das tat er dann auch. Mit den Anteilen machte er rund eine halbe Milliarde Gewinn. Darüber hinaus verhinderte er auch eine feindliche Übernahme des Hamburger Schiffs-Prüfkonzern Germanischer Lloyd durch den französischen Konkurrenten Bureau Veritas, in dem Mayfair die Mehrheit an der Elbe übernahm.
- Sonstiges
Günter Herz ist verheiratet mit Uta. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder, Christian und Michaela. Günter und Uta besitzen eine Kaffeeplantage in Tansania und teilen außerdem ein Hobby mit dem Rest des Herz-Clans. Sie sind dem Pferdesport und der Zucht extrem zugetan und unterhalten in der Nähe von Hamburg das Gestüt Lasbek. Zusammen mit seiner Schwester Daniela ist Günter mit einem gemeinsamen geschätzten Vermögen von etwa sechs Milliarden Euro in einer vom Manager-Magazin im Oktober 2009 veröffentlichten Liste der zehn reichsten Deutschen vertreten.