Franz Fehrenbach
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Franz Fehrenbach ist ein deutscher Industriemanager. Seit 2003 hat er den Posten als Vorsitzender der Geschäftsführung des weltweit größten Autozulieferers Bosch inne.
- Beschauliche Anfänge
Franz Fehrenbach kommt im Juli 1949 im südbadischen Kenzingen zur Welt. Seine Eltern betreiben einen Hof mit Weinbergen, der später von einem seiner Brüder übernommen wird. Er verbringt seine Kindheit in der Kleinstadt im nördlichen Breisgau, wo er 1968 auch sein Abitur macht. Anschließend zieht er zum ersten Mal in eine größere Stadt. Er entschließt sich in Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Vielleicht ist ihm da schon bewusst, dass er wie sein Vorfahr Salomon Fehrenbach deutschlandweite Bekanntheit erreichen wird. Der war als liberaler Politiker Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, die 1848/49 als erstes frei gewähltes gesamtdeutsches Parlament in die Geschichte einging. Aber die Brötchen beim jungen Franz sind zunächst noch etwas kleiner. 1975 schließt er sein Studium erfolgreich ab und gönnt sich keine große Pause, sondern stürzt sich ins Berufsleben.
- Einstieg bei Bosch
Noch im selben Jahr nimmt er an einem einjährigen Traineeprogramm bei Bosch teil. Die Firma, für die er ein ganzes Berufsleben arbeiten wird, die ihm den Aufstieg auf höchste Positionen ermöglicht. Anschließend kommt er ins Büro der Geschäftsleitung. Dort ist er als Fachreferent zwei Jahre für den Geschäftsbereich elektrische und elektronische Motorenausrüstung zuständig. Im Zwei-Jahres-Rhythmus geht es auch weiter mit neuen Posten. Abteilungsleiter in der Auftrags- und Lieferplanung in Stuttgart, Kaufmännischer Betriebsleiter im Werk in Göttingen, Hauptreferent in der Zentralabteilung Wirtschaftsplanung und Controlling. Dann folgt 1985 der Sprung ins Ausland. Für vier Jahre geht er zur Bosch-Tochter in die USA und sammelt erste Erfahrungen in der Geschäftsleitung. Ab 1989 verbringt er die nächsten zehn Jahre jeweils erst als Geschäftsleiter Kaufmännische Aufgaben und dann als Sprecher der Geschäftsleitung in den beiden Geschäftsbereichen Starter und Generatoren sowie Einspritzsysteme Diesel. 1999 ist er bereit für noch höhere Weihen und steigt zum stellvertretenden Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH auf. Wiederum nur rund zwei Jahre später wird er Geschäftsführer. Und auch auf diesem Posten verbleibt er zwei Jahre.
- Vorsitzender im Weltkonzern
An seinem 54. Geburtstag am 1. Juli 2003 tritt er schließlich seinen neuen Job als Vorsitzender der Geschäftsführung des weltumspannenden Konzerns an. Er wird Nachfolger des in den Aufsichtsrat wechselnden Hermann Scholl und damit der erst sechste Chef des 1886 gegründeten Unternehmens. Scholl landet mit der Nominierung von Fehrenbach einen echten Überraschungscoup. Vorher rotierte das Kandidatenkarussell monatelang ohne dass der Name Fehrenbach allzu häufig fiel. Trotzdem sind die ersten Reaktionen ziemlich positiv. Steht der neue Chef doch sinnbildlich für eine deutlich verjüngte Führungsriege. Er steht im Ruf eher besonnen und zurückhaltend aufzutreten ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Ein Teamspieler, kein Selbstdarsteller. Trotzdem verfügt er über ausreichend Durchsetzungsvermögen und kann im Zweifelsfall auch mal ungemütlich werden. Und ein Kenner des Konzerns ist er mit seinen 28 Jahren Betriebszugehörigkeit allemal.
Er enttäuscht die mit ihm verbundenen und in ihn gesetzten Erwartungen nicht. Auch in der Branchenkrise, die alle in der Automobilindustrie arbeitenden Firmen spätestens ab 2008 mit voller Wucht trifft, behält er einen kühlen Kopf. Obwohl der Umsatz 2009 um rund fünfzehn Prozent einbricht, entlässt er vergleichsweise wenige Leute, kommt aber nicht gänzlich um Personaleinsparungen herum. Etwa 10.000 von 280.000 Mitarbeitern müssen ihren Hut nehmen. Allerdings behält er vor allem das gut ausgebildete Fachpersonal an Bord um nach Erreichen der Talsohle wieder voll durchzustarten. Mit diesem langfristigen Denken verschafft er sich viel Respekt. Inzwischen ist seine Meinung sogar in Berlin sehr gefragt. Das Handelsblatt schreibt im April 2010, dass Kanzlerin Merkel bei Auto-Fragen auf Fehrenbach hören würde.
- Weitere Posten
Neben seinem Job als Chef bei Bosch bekleidet der umtriebige Badener noch eine ganze Reihe weiterer Posten in großen Unternehmen und Vereinigungen. Beim Chemiegiganten BASF sitzt er im Aufsichtsrat. Darüber hinaus ist er im Vorstand des VDA, des Verbandes der Automobilindustrie, und der BBUG, der Baden-Badener Unternehmergespräche. Er ist im US-Board des Präsidiums des BDI, des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, sowie im Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Wirtschaft. Aber nicht nur wirtschaftliche, sondern auch wissenschaftliche Aspekte liegen ihm am Herzen, weshalb er auch im Vorstand des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft sowie im Senat der Max-Planck-Gesellschaft vertreten ist. Außerdem gehört er zu den Kommanditisten und damit zu den zehn Gesellschaftern der Robert Bosch Industrietreuhand, die 93 Prozent der Stimmrechte bei der Robert Bosch GmbH hält und somit im Wesentlichen die Konzernstrategie bestimmen kann.
- Ehrungen
Gerade seine Auszeichnungen und die dahinterstehenden Institutionen zeigen, dass Fehrenbach langfristig denkt und plant, dabei über seinen Tellerrand als Autozulieferer hinausschaut und nicht nur kurzfristige ökonomische, sondern auch ökologische Aspekte in sein Wirken mit einbezieht. Im Jahr 2006 küren die Umweltstiftung World Wildlife Fund Deutschland und das Wirtschaftsmagazin Capital Fehrenbach zum Ökomanager des Jahres im Bereich Konzerne. Zwei Jahre darauf verleiht ihm die Bild am Sonntag das goldene Ehrenlenkrad, einen Autopreis, mit dem die Zeitung ihrer Meinung nach herausragende Persönlichkeiten ehrt. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub ADAC bezeichnet ihn als Persönlichkeit 2009 und überreicht ihm den Gelben Engel als Anerkennung für die ökologisch geprägte Innovationsstärke bei Bosch. Im selben Jahr erhält er außerdem vom Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management den B.A.U.M.-Umweltpreis. In seiner Eigenschaft als Vorstandsboss bei Bosch nahm er im Namen des Konzerns ebenfalls 2009 den Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums in Berlin entgegen. Als Ausgleich zum Job spielt der verheiratete Fehrenbach am liebsten mit seinen drei erwachsenen Söhnen Fußball oder Tennis.