Eric Schweitzer
aus Berlin
Eric Schweitzer ist einer der beiden Vorstandsvorsitzenden des Umweltdienstleisters Alba und gleichzeitig Präsident des DIHK.
Am 20. März 2013 wurde Dr. Eric Schweitzer zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages gewählt. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Im Gebäude der Wirtschaftshochschule EMST, wo sich die DIHK-Mitglieder trafen, hielt früher der Staatsrat der DDR seine Sitzungen ab. Schweitzers Wahl ins Amt erinnert auch ein wenig an frühere sozialistische Verhältnisse. Das sind dann aber auch schon so ziemlich alle Gemeinsamkeiten, die den Alba-Chef mit Honecker & Co. verbinden. In seiner Antrittsrede weist er auf seine Hauptziele hin. Keine Steuererhöhungen. Keine höhere Belastung von Erbschaften. Keine Vermögensteuer. Generell beschreibt er sich als wertegeprägt, leistungsorientiert und liberal. Damit liegt er ganz auf der Linie der FDP, der er bis 2012 auch angehörte. Über seine Austrittsgründe allerdings schweigt er sich aus. Auch wenn er ansonsten nicht unbedingt zu den leisen Vertretern seiner Zunft gehört.
Bei Alba teilt er sich den Vorsitz mit seinem jüngeren Bruder Axel. Beiden gehört ein gleich großer Anteil am Unternehmen. Und ihre Kompetenzen sind klar abgesteckt. Während Eric sich um das operative Entsorgungsgeschäft kümmert, ist Axel in erster Linie für die seit 2008 zur Alba-Gruppe gehörende Kölner Interseroh zuständig. Eric tritt als derjenige auf, der das Unternehmen nach außen verkauft. Axel ist der zurückhaltende, der alle Zahlen im Kopf hat und extrem strukturiert arbeitet. Sie verstehen sich nach eigener Aussage ohne viele Worte, ziehen aber immer an einem Strang. Ihre Verschiedenheit sehen sie als positiv, da der eine den anderen ergänze. Die Financial Times Deutschland schrieb einmal etwas polemisch vom Menschenfänger und vom Zahlenfreak, nannte beide zusammen aber auch ein unschlagbares Dream-Team.
Richtig ist zumindest, dass Eric Schweitzer immer derjenige war, der im Vordergrund stand. Er wuchs in Berlin mit seinen beiden Brüdern Frank und Axel auf, die alle drei sehr vom Vater geprägt wurden. Der ließ sie zur Taschengeldaufbesserung Müll sammeln und gründete 1968, Eric war gerade drei Jahre alt, eine private Firma für die Müllabfuhr in Berlin. Eric machte 1983 sein Abitur und studierte anschließend vier Jahre lang Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität in Berlin. Bereits mit 24 promovierte er und ging sechs Monate nach Texas, um dort in der Entsorgungswirtschaft Eindrücke zu sammeln. Nach seiner Rückkehr stieg er in die Geschäftsleitung bei Alba ein. Er musste früh eine sehr große Verantwortung übernehmen, da 1993 sein älterer Bruder Frank, 1998 sein Vater Franz Josef starb. Mit nur 32 Jahren wurde er Leiter eines Unternehmens, das er gemeinsam mit Axel ausbaute und veränderte. Das Wort Müll kommt in der Firmenbeschreibung nur noch selten vor. In der Eigendarstellung ist Alba ein Rohstoffkonzern, ein Service- und Umweltdienstleister. Stahl- und Metallrecycling ist inzwischen der mit Abstand größte Geschäftsbereich. Und Alba selbst ist zu einem der weltweit größten Konzerne in seiner Branche aufgestiegen.
Nach Unternehmensaussage mit einer von allen Mitarbeitern getragenen Basis und oft deutlich über dem Minimum liegenden Tarifverträgen. Das sehen aber Teile der Beschäftigten und die Gewerkschaften ganz anders. Die sprechen von Dumpinglöhnen, unter Druck unterschriebenen Verträgen mit bis zu dreißig Prozent Lohnabsenkung und einem undurchsichtigen Firmengeflecht, das nur zur Aushebelung der Tarifverträge diene. Die ARD-Sendung Plusminus lässt den Betriebsratsvorsitzenden der Alba-Tochter AWU Oberhavel zu Wort kommen, der unter anderem anmahnt, dass die Löhne sechzehn Prozent unterhalb des Flächentarifvertrags des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungswirtschaft liegen würden. Auch Leiharbeit innerhalb des Unternehmens soll es gegeben haben, bei der die eine Tochter Mitarbeiter an andere Töchter verliehen haben soll um den Tarifvertrag zu umgehen. Verdi-Chef Bsirske spricht von bedenklichen, ja besorgniserregenden Praktiken. Alles falsch, wenn man Eric Schweitzer zuhört. Der gab als eines seiner Ziele aus, dass er für ein anderes Unternehmerbild werben will. Weg vom Image des bösen Investors. Hin zum guten Unternehmer, der zusammen mit den Mitarbeitern unseren Wohlstand schafft.
Fakt ist auf jeden Fall, dass Alba aus einem verschachtelten Konglomerat von 200 Tochter- und Beteiligungsunternehmen mit mehr als 9.000 Beschäftigten besteht. Seit 2011 hat Alba seinen Hauptsitz nicht mehr in Berlin, sondern in London unter der Adresse einer Kanzlei. Kritiker sehen den Grund für die Abwanderung nach England in der dadurch gegebenen Möglichkeit, auf einen Aufsichtsrat mit Beteiligung der Beschäftigten zu verzichten. Nach Unternehmensangaben war der zwar trotz des Umzuges geplant, scheiterte aber letztlich an der Änderung der Rechtsform. Die Frage, welchen Zweck der Ortswechsel überhaupt hatte, drängt sich auf, wird aber von Unternehmensseite nicht schlüssig beantwortet. Nichtsdestotrotz wurde Eric Schweitzer mit dem Satz im Spiegel zitiert: Wir bezahlen alle Steuern, die man zu bezahlen hat, in Deutschland.
Nun agiert Eric Schweitzer also zusätzlich als Präsident des DIHK und will frischen Wind in die Institutionen mit ihren 3,6 Millionen Mitgliedsfirmen bringen. Nachhaltigkeit und eine bezahlbare Energiewende stehen weit oben auf Schweitzers Agenda. Und mit diesen Themen kennt er sich aus. 2010 berief ihn Angela Merkel in den Rat für Nachhaltige Entwicklung, in dem Personen aus ganz verschiedenen Bereichen vom Verbraucherschutz bis zur Wissenschaft sitzen. Dessen Aufgabe ist die Beratung der Bundesregierung bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie sowie das Anschieben einer öffentlichen Wahrnehmung des Themas. Der Berliner IHK stand der zweifache Familienvater seit 2004 vor und wurde 2012 wiedergewählt. Darüber hinaus bekleidete er zahlreiche weitere Positionen, unter anderem als Mitglied des Präsidiums, später als stellvertretender Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungswirtschaft, als Vorsitzender des Trägervereins ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin und als Vizepräsident der Europäischen Föderation der Entsorgungswirtschaft.