Dieter Schwarz
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Dieter Schwarz ist ein deutscher Unternehmer, der Lidl gründete und zu einer der größten europäischen Handelsketten machte. Darüber hinaus gehören zu seiner Unternehmensgruppe auch die Kaufland-Warenhäuser. Schwarz erblickte im September 1939 in Heilbronn das Licht der Welt.
- Lebensmittelhandel
Nach dem Abitur entschied sich Dieter Schwarz, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, weshalb er 1957 eine kaufmännische Ausbildung im väterlichen Heilbronner Betrieb Lidl & Schwarz machte. Dort lag der Schwerpunkt auf dem Großhandel mit Lebensmitteln, insbesondere mit Früchten. Schon direkt im Anschluss bekleidete der junge Dieter Führungspositionen im Unternehmen und wurde bereits 1962 Prokurist. Nur ein Jahr später konnte er sich Gesellschafter nennen. 1968 eröffnete er in Backnang einen Verbrauchermarkt mit dem Namen Handelshof. 1972 zog dann unter seiner Federführung die Firma in das benachbarte Neckarsulm um.
- Übernahme des Geschäfts
In Ludwigshafen machte Schwarz 1973 den ersten Lidl Discounter auf. Als 1977 sein Vater Josef starb, übernahm Dieter Schwarz die alleinige Unternehmensführung. Er verkaufte den Obstgroßhandel an die Metro und konzentrierte sich zunächst voll auf die Discounter, von denen zu diesem Zeitpunkt dreißig Filialen existierten. Den Namen Lidl sicherte er sich für tausend D-Mark von dem pensionierten Berufsschullehrer Ludwig Lidl, da er den Namen nicht ohne weiteres übernehmen konnte und seinen eigenen Nachnamen wegen des möglichen Wortspiels Schwarz-Markt als unpassend empfand.
- Aufbau eines Imperiums
Schwarz eröffnete Filiale um Filiale und machte Lidl mit einem vergleichsweise breiten Sortiment schnell zu einem großen Discounter. Dabei legte er sich nie für längere Zeit auf einen Bestimmten Zulieferer für eine bestimmte Ware fest, sondern kaufte konsequent beim günstigsten Anbieter. Ein Konzept das aufging. Ab 1984 kam ein zweites Standbein hinzu. In Neckarsulm machte das erste Kaufland SB-Warenhaus auf. Auch wenn Lidl immer die klare Nummer 1 blieb, gab es im Konzern nun zwei Sparten. Neben die Discounter traten nun die Warenhäuser. Zu Kaufland gehören auch Geschäfte von KaufMarkt und Handelshof. Lidl expandierte in Deutschland und Europa und wurde mit einem für Discounter sehr breit aufgestellten Sortiment zu einer der größten Einzelhandelsketten. Sie ist in Deutschland nach Aldi im Billigsegment die Nummer zwei, treibt allerdings die Ausbreitung im Ausland deutlich intensiver voran als Aldi und ist inzwischen in etwa zwanzig Ländern vertreten.
- Arbeiten bei Lidl
Die seit 2000 geltende Publikationspflicht umging Lidl durch die Gründung lauter formal selbstständiger Firmen. Deshalb gehören geschätzt mehr als 600 Unternehmen zum Schwarz-Konzern, der damit auch die Gründung von gemeinsamen Betriebsräten extrem erschwert, die es bis heute wenig bei Lidl gibt. Bis 2004 gab es bei Lidl auch keine Öffentlichkeitsarbeit. Dann schlug ein von der Gewerkschaft Verdi veröffentlichtes Schwarzbuch über angebliche Missstände, Ausbeutung und menschenunwürdige Behandlung der Angestellten ein wie eine Bombe. Der Autor warf dem Konzern eine systematische Bespitzelung der Mitarbeiter bei schlechten Arbeitsbedingungen vor. Nun musste das Unternehmen an die Öffentlichkeit gehen, was es mit komplettem Zurückweisen der Vorwürfe und Imagekampagnen auch tat. Entkräften konnte es die meisten Vorwürfe jedoch nicht. Aber immerhin gab es nun auch so etwas wie Kommunikation mit der Öffentlichkeit, wenn auch in sehr bescheidenem Maß.
- Und immer noch einer?
Das kurz darauf nachgelegte Schwarzbuch Lidl Europa kam zu dem gleichen Ergebnis wie sein deutscher Vorgänger. 2006 bekam Lidl den Big Brother Award, der als Negativpreis jährlich vom Chaos Computer Club an Unternehmen verliehen wird, die den Datenschutz vernachlässigen und nachhaltig die Privatsphäre von Personen beeinträchtigen. Das Management von Lidl verweigerte allerdings die Annahme des Preises. Die Globalisierungskritiker von Attac und die Linkspartei.PDS organisierten eine bundesweite Kampagne gegen die Arbeits- und Produktionsbedingungen bei Lidl. Und 2007 schlug das Manager-Magazin in die gleiche Kerbe, als es Lidl ein Gängelsystem in einer Unternehmenskultur, die an ein militärisches Ausbildungslager erinnere, vorhielt. Der Konzern reagierte darauf wiederum nur mit Dementis und blieb bei einer Politik, nur das Nötigste über den Konzern preiszugeben. Dann kam im März 2008 ein erneuter Skandal ins Rollen, als der Stern aufdeckte, dass Lidl in mehreren hundert Filialen seine Angestellten durch Detekteien systematisch auch mit Kameras überwachen ließ und dabei selbst höchst privates protokollierte. Lidl entschuldigte sich und erklärte, die Kameras in den Filialen zu reduzieren, ruderte aber kurz darauf wieder zurück, stellte den ehemaligen Bundesdatenschutzbeauftragten Joachim Jacob ein und setzte unter seiner Verantwortung doch wieder auf Videoüberwachung. Der bestätigte allerdings beim nächsten Datenskandal Anfang 2009, dass es beim Discounter gängig sei, Krankenakten über die Mitarbeiter zu führen. Ausgelöst wurde das durch den Fund entsprechender Akten in einer Mülltonne. Der Chef von Lidl-Deutschland Frank Michael Mros musste daraufhin seinen Hut nehmen. Für die letzten beiden Affären musste der Konzern rund 1,5 Millionen Euro Strafe zahlen.
- Stiftungen
Im November 1999 zog sich der Firmenchef offiziell zurück und gründete die gemeinnützige Dieter-Schwarz-Stiftung zur Förderung von Bildung und Erziehung sowie Wissenschaft und Forschung. Er ist aber über ein exklusives Vetorecht jederzeit in der Lage, missliebige Entscheidungen zu blockieren. Die Stiftung wurde mit 99,9 Prozent der Kapitalanteile Eigentümer der Schwarz Unternehmensgruppe, verfügt allerdings über keine Stimmrechte. Die liegen bei der Schwarz Unternehmenstreuhand, die auch die übrigen 0,1 Prozent der Anteile hält. Die Unternehmensgruppe ist die Mutter der Lidl Stiftung, die für die Discount-Märkte zuständig ist, und der Kaufland Stiftung, die sich um die Warenhausschiene kümmert. Die Dieter-Schwarz-Stiftung finanziert sich aus den Überschüssen der beiden anderen Stiftungen. Die Lidl-Stiftung finanziert zum Beispiel die Akademie für Information und Management, kurz AIM, an der unter anderem ein produktiver und kreativer Umgang mit Konfliktsituationen und ein respektvolles Miteinander in schwierigen Lagen gelehrt werden. Durch seine gemeinnützige Stiftung spendet Dieter Schwarz hohe Beträge an Universitäten und andere Bildungseinrichtungen. Er setzte sich über die Stiftung auch finanziell für die Sanierung des maroden Turms der Kilianskirche, eines der Heilbronner Wahrzeichen, ein.
- Privates
Franziska Weipert wurde 1963 die Ehefrau von Dieter Schwarz. Die beiden haben zwei inzwischen erwachsene Töchter, Regine und Monika und leben in Heilbronn. Der extrem medienscheue Dieter Schwarz ist öfter auf regionalen Weinfesten und bei Spielen des örtlichen Fußballklubs zu sehen, die er manchmal zusammen mit seinem Freund Anton Schlecker besucht, der sich zeitweise auch als Geldgeber und Aufsichtsrat bei Lidl engagierte. Auf Grund der Tätigkeiten seiner Stiftung bekam Schwarz 2002 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen. Seine Heimatstadt machte ihn 2007 wegen seiner Verdienste in den Bereichen Kunst, Kultur und Bildung zum Ehrenbürger.